Freitag, 28. September 2012

Steinbrück ante Portas


Steinbrück ante Portas
Peer Steinbrück wird Kanzlerkandidat der SPD. Hat er Chancen?

Die Spekulationen haben sich zur Gewissheit verdichtet: Peer Steinbrück ist der Spitzenkandidat der SPD bei der Bundestagswahl im Herbst 2013. Steinbrück wird damit Herausforderer von Angela Merkel, unter deren Leitung er in den Jahren 2005-2009 das Bundesfinanzministerium führte. Damit wäre die Troika Steinbrück/Steinmeier/Gabriel vorerst Geschichte und ebenjener Peer Steinbrück der Sieger in einem Dreierduell, was eigentlich von vornherein keines war. 

Denn bei Lichte besehen lief von Anfang an alles auf Steinbrück hinaus. Frank-Walter Steinmeier hat die SPD bei der letzten Wahl in ein historisches Tief von jämmerlichen 23 Prozent geführt und nunmehr auf eine Kandidatur verzichtet. Und Gabriel, der populistische Dampfplauderer mit Ambitionen in allerhöchste Staatsämter, hat die Partei zwar auf bescheidenem Niveau stabilisiert; für eine Kanzlerkandidatur indes scheint seine Zeit noch nicht reif.

Unter diesen Bedingungen ist Steinbrück für die Sozialdemokraten tatsächlich die beste Wahl. Der Hanseat ist beim Wahlvolk äußerst beliebt: Er gilt als kämpferisch, analytisch und glaubwürdig und tritt dabei nicht selten schlagfertig und sarkastisch auf. Er ist keiner jener weichgespülten Mainstream-Politiker, die vor jedem Statement am liebsten Forsa befragen würden, um die Beliebtheit der Aussagen beim Wahlvolk abzuklopfen. Als ausgewiesener Finanzfachmann hätte er allemal das intellektuelle und politische Rüstzeug für eine kraftvolle Kanzlerschaft. 

Steinbrück muss allerdings erst noch unter Beweis stellen, dass er der bessere Kandidat ist, zumal die Deutschen ihre "Mutti" ganz offenkundig lieb gewonnen haben und den amtierenden Kanzler nur selten in die Wüste schicken. Die Union indes wird ihren Wahlkampf ganz und gar auf die Kanzlerin zuschneiden und versuchen, mit ihrem Amtsbonus, einer langjährigen Erfahrung und einem leidlich gelungenen Krisenmanagement zu punkten. 

Steinbrück ist dabei derjenige Kandidat, den Merkel am meisten fürchtet, da er nicht nur die Wähler der Mitte integrieren könnte sondern auch für Konservative, die zuletzt von der CDU arg enttäuscht wurden, eine attraktive Wahlalternative darstellt. Aufgrund der strukturellen Schwäche der SPD wäre Steinbrück aber möglicherweise von vornherein nur ein Zählkandidat; denn gegen die schier übermächtige Kanzlerin scheint gegenwärtig kein politisches Kraut gewachsen.  

Voraussetzung für einen Wahlerfolg Steinbrücks wäre, dass sich im Volk eine massive Wechselstimmung Bahn bricht, was derzeit nicht zu erwarten ist. Ein einiges Duo Steinmeier/Steinbrück, parteiintern auch die Stones der SPD genannt, könnte allerdings - flankiert von Parteichef Gabriel - der Kanzlerin das Äußerste abverlangen. Dieser Effekt könnte sich noch verstärken, wenn die SPD ein Programm ersinnt, das sich deutlich vom Unionsprogramm abhebt. 

In Zeiten personalisierten Politikmarketings kommt es zunehmend auf den richtigen, medientauglichen Kandidaten an. Der wird nun tatsächlich Peer Steinbrück heißen. Am Ende wird dann vielleicht Sigmar Gabriel (Spitzname: Siggy Pop) der lachende Dritte sein, wenn Steinbrück und Steinmeier sich im Rückblick erfolglos um das Amt des Kanzlers bemüht haben. Gabriels Chance käme dann spätestens 2017. Aus den Stones könnten dann ganz schnell die Dead Kennedys der SPD werden und Siggy Pop wäre seinem großen Ziel ein gutes Stück näher gekommen. 

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