Samstag, 12. Januar 2013

Einfach mal die Klappe halten


Einfach mal die Klappe halten
Prominente und Politik - eine unheilige Allianz

Gérard Depardieu ist nun Russe. Um der Reichensteuer von stattlichen 75 Prozent im eigenen Land zu entgehen, wechselte der ebenso beliebte wie beleibte Mime vor Kurzem die Nationalität und ließ sich einen russischen Pass ausstellen. Doch damit nicht genug. Der Russland-Fan wurde zuletzt mit Äußerungen zitiert, die einen sprachlos machen.

So würdigte Depardieu den russischen Staat, der im vergangenen Jahr mit einer drastischen Strafe gegen die Punk-Band „Pussy Riot“ ins Gerede gekommen war, als „große Demokratie“. Der erklärte Putin-Freund hatte schon bei früheren Gelegenheiten den Statthalter Putins in Tschetschenien mit einem forschen „Ruhm sei Kadyrow“ hochleben lassen.

Die russischen Verbrechen aus den beiden Tschetschenien-Kriegen sowie die Menschenrechte spielen für Depardieu offenbar keine Rolle. Der Fall Depardieu ist nur der letzte in den Medien bekannt gewordene Total-Ausrutscher eines Prominenten, der sich in geradezu dümmlicher Weise auf einem Terrain bewegt, von dem er offenkundig nichts versteht.

Aber Depardieu ist nicht allein: Brigitte Bardot, einst Sexsymbol und nun radikale Tierschützerin mit einem Hang zu rassistischen Entgleisungen, gab an, es Depardieu gleich zu tun und ebenfalls einen russischen Pass zu beantragen. Schon früher hatte sie zu Protokoll gegeben, dass Putin ihr „Lieblingspremierminister“ sei, da er sich für ein Verbot der Delfinjagd vor Grönland ausgesprochen hatte.

Die Liste ist beliebig erweiterbar und verbale Fehltritte sind keine Spezialität französischer Altstars: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis etwa, das intellektuelle Epizentrum des deutschen Hochadels, stellte vor Jahren den Zusammenhang zwischen der Aids-Epidemie in Afrika und dem Sexualverhalten schwarzer Männer her: „Der Schwarze schnackselt gerne“. Gratulation: welch brillante Analyse!

Ein anderes geistiges Kaliber, die US-Sängerin Mariah Carey, wird von ähnlich großen Sorgen geplagt, wenn sie vom schwarzen Kontinent spricht: Sie wäre auch gern so dünn wie „die armen, schwarzen Kinder auf dieser Welt, aber nicht mit diesen Mücken, dem Elend und den ganzen Sachen.“ Sie hat’s tatsächlich so gesagt. Man ist schier sprachlos - und peinlich berührt.

Es ist immer wieder erstaunlich, zu welch bizarren Äußerungen Prominente imstande sind, wenn es um etwas anderes als Schauspielerei, Pferdezucht oder die holde Sangeskunst geht. Prominente und Politik - das ist eine zumeist unheilige Allianz, die geprägt ist von peinlichen Fehltritten, verbalen Ausrutschern und fassungslosem Fremdschämen beim Publikum.

Dabei gilt für die meisten dieser Fälle wohl der Satz, den der französische Ex-Präsident Jacques Chirac vor Jahren im Vorfeld des Irak-Krieges über den polnischen Präsidenten geäußert hatte. Chirac sagte damals, dass Kaczynski „eine gute Gelegenheit zum Schweigen“ verpasst habe. Depardieu und Co. sollten sich Chiracs Ratschlag zu Herzen nehmen und öfter mal die Klappe halten. Dringend. 

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