Montag, 24. Juni 2013

Neue Besen kehren gut!


Neue Besen kehren gut!
Besenreiser - unterschätzte Volksseuche oder harmlose Venenschwäche?

Einen Besen kennt jedes Kind. Woran aber denken Sie, wenn Sie das Wort „Besenreiser“ hören? Ich gebe zu, ich kannte diesen Begriff bis vor Kurzem noch nicht. Erst die „Nachhilfe“ des ZDF-Werbefernsehens konfrontierte mich mit Besenreisern bzw. einer Salbe dagegen; der Spot war nicht gerade ein Highlight, hat mich aber immerhin dazu veranlasst, einmal über Besenreiser nachzudenken.

Meine ersten Assoziationen bei dem Begriff hatten jedenfalls nichts mit einem wie auch immer gearteten, medizinischen Problem zu tun. Bei dem Wort Besenreiser kamen mir spontan Herbstlaub, Kehrichtschaufel, Baumarkt oder Gartenpflege in den Sinn. Vielleicht dachte ich noch an den längst verblichenen Sänger Rio Reiser. Doch weit gefehlt, mit all dem haben Besenreiser mal so gar nichts gemein.

Bei Besenreisern handelt es sich vielmehr um eine verbreitete Venenschwäche. Für Mediziner sind Besenreiser eine spezielle Unterform der Varikose: In der Oberhaut liegende, sichtbare Venen bilden dabei ein bläulich-rotes Geäst aus Blutgefäßen, die oft fächerförmig verlaufen. Bei manch bedauerlichem Zeitgenossen weisen die Besenreiser dabei eine gewisse Ähnlichkeit mit der Netzkarte der Londoner Tube auf.  

Das feingesponnene Geflecht dieser unschönen Äderchen besiedelt dabei vorwiegend Beine, Waden und Fußknöchel, seltener ist auch das Gesicht befallen. Besenreiser sind eine erblich bedingte Bindegewebsschwäche unter der überwiegend Frauen leiden. Studien haben allerdings ergeben, dass rund 80 Prozent aller Erwachsenen von Besenreisern betroffen sind!


                                                      Volksseuche Besenreiser?


Besenreiser - eine unterschätzte Volkskrankheit? Geschwind unterziehe ich bei diesen Zahlen auch den eigenen, zur Hypochondrie neigenden Körper einer gründlichen Untersuchung - und werde mit Erschrecken fündig! Auch ich bin, an den Fußknöcheln, betroffen. Herrjeh! Umgehend recherchiere ich die Telefonnummer eines in der Nähe ansässigen Venenspezialisten, der sich „Phlebologe“ nennt.

Ich überlege ernsthaft, zu dem Phlebologen in die "Beinsprechstunde" zu gehen, zögere aber. Denn: Ein kurzer Blick ins Internet genügt. Aufatmen - Ich bin nicht allein! Die Internetforen sind voll von verzweifelten Notrufen der Kategorie: „Hilfe! Ich leide unter Besenreisern! Wer kann mir helfen?“ Der Rest des Online-Angebots beschränkt sich zumeist auf kommerzielle Therapieangebote mit Hilfe von Laser und Verödung.

Was auch nicht grad prickelnd klingt, dabei ist die Sache an sich harmlos. Aus medizinischer Sicht stellen Besenreiser zumeist kein Problem dar; aber sie sind natürlich ein kosmetisches Thema, insbesondere dann, wenn Körperregionen betroffen sind, wie z.B. das Gesicht, die sich nicht ohne weiteres durch Bekleidung verhüllen lassen. Wenn man nicht vollverschleiert rumlaufen will. Aber wer will das schon?

Ihren Namen tragen Besenreiser übrigens aufgrund ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit dem Reisig. In früheren Zeiten wurden dürre Reisig-Ästchen zu Kehrbesen zusammengebunden. Apropos: Den Besen könnt ich hier auch mal wieder schwingen, es gibt schließlich immer was zu tun! Wie heißt es im Sprichwort zudem? „Neue Besen kehren gut.“ Gilt das eigentlich auch für Besenreiser?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen