Sonntag, 13. Oktober 2013

Herbstzeit


Herbstzeit
Und schon wieder ist Herbst…der allerdings ist mächtig unbeliebt – zu Unrecht!

Das Wechselspiel der Jahreszeiten hat die Menschen schon immer fasziniert. Nach dem alljährlichen Frühlingserwachen folgt für gewöhnlich der Sommer, der sich bei Jung und Alt größter Beliebtheit erfreut. Irgendwann aber naht der Herbst, der alle Illusionen von immerwährendem Sonnenschein, lauen Temperaturen, freizügiger Bekleidung und ausgelassener Stimmung jäh zunichtemacht.

Als Jahreszeit sitzt der Herbst gewissermaßen zwischen den Stühlen: Er beerbt den Sommer und gleitet allmählich in den Winter über. Der Herbst ist ein notorischer „Alleskaputtmacher“, der Flora und Fauna arg in Mitleidenschaft nimmt und auch die Geduld der Menschen durch allerlei Unbill und fiese Erkältungskrankheiten strapaziert. Der Herbst ist im allgemeinen nicht sonderlich beliebt.

Ich gebe es freimütig zu, ich mag den Herbst. Ich bin „Herbsttyp“. Aber auch als „Herbsttyp“ neige ich nicht zu Masochismus und Realitätsverlust. Ich schätze den pollenfreien Vorherbst - allerdings ohne Nässe, Kälte und Sturm. Ist es nicht herrlich, wenn man sich frühmorgens bei kalter, klarer Luft mit jedem Schritt durch Spinnenfäden und -netze kämpfen muss? Ganz ohne niesen zu müssen!

Der alljährlich wiederkehrende Zauber aus Blättern, die sich allmählich bunt verfärben und hernach abfallen, fasziniert Jahr für Jahr aufs Neue. Die Ursache dafür ist profan-biologisch: die Pfanzensäfte ziehen sich langsam in Stamm und Baumwurzeln zurück; das Blattgrün wird dabei zugunsten anderer Blattfarbstoffe abgebaut, die wiederum für die bunten Blätter verantwortlich sind.

Der herbstlich gestimmte Grugapark in Essen

In dem Maße, indem im Herbst die Tage kürzer und dunkler werden, sinkt bei vielen Zeitgenossen allerdings auch die Laune. Denn bis zum nächsten Frühjahr wird noch viel Zeit verstreichen. Kaum eine Jahreszeit wird so häufig als Metapher für Abschied, Vergänglichkeit und Sterben herangezogen wie der Herbst. Der metaphorische „Herbst des Lebens“, das Alter, ist auch nicht sonderlich beliebt.

Das obligatorische Sturm- und Regenwetter hat den Ruf des Herbstes vollends ruiniert. Dabei ist der Herbst doch auch eine Zeit des Frohsinns und zahlreicher Festtage: Erntedankfest, Oktoberfest, Halloween, Reformationstag, Allerheiligen und St. Martin werden allesamt im Herbst begangen. Miese Stimmung sollte im Herbst angesichts so vieler Festivitäten und Feiertage doch eigentlich kaum aufkommen.

Schlussendlich - die Lyrik: Dichter aller Epochen waren und sind vom Herbst fasziniert. Kaum eine Jahreszeit wurde, wohl wegen der ihr innewohnenden Vergänglichkeit, öfter melancholisch besungen. Es gibt demnach viele gute Gründe den Herbst zu mögen, dazu muss man nicht einmal „Herbsttyp“ sein. Ich erhebe daher mein Glas und stoße auf eine ebenso lange wie milde Herbstzeit an.

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