Sonntag, 10. November 2013

Lang lebe die Autokorrektur!


Lang lebe die Autokorrektur!
Autokorrektur - Pfiffiges Helferlein oder Nerv tötender Besserwisser?

Wenn ich mit meinen Wurstfingern das virtuelle Tastenfeld meines Smartphones malträtiere, bin ich der mitgelieferten Autokorrektur-Funktion eigentlich ganz dankbar. Die Buchstaben „a“ und „s“ treffe ich aus irgendeinem Grund nur per Zufall; das gleiche gilt für „o“ und „p“ oben rechts. Das Adlersuchsystem stößt insbesondere bei einer hastigen Buchstabeneingabe an seine, pardon, meine Grenzen.

Was wäre ich also ohne die Autokorrektur? Sie untersucht all meine unsinnigen Falscheingaben, flüchtigen Buchstabendreher und übereilten Auslassungen auf Plausibilität und errät in Sekundenschnelle das richtige Wort. Auf diese Weise sorgt die Autokorrektur dafür, dass E-Mail, SMS und WhatsApp-Nachrichten halbwegs korrekt mein Smartphone verlassen.

Autokorrektur: Aus Spdberlin wird Sodbrennen

Obwohl das Wort noch nicht zu Ende geschrieben ist, erschließt die Funktion schon beim Bruchteil einer Eingabe den richtigen Begriff und unterbreitet mir mittels eines Wortvorschlagsprogramms eine korrekte, bzw. alternative Schreibweise. Das ist die gute, die edle Seite der Autokorrektur. Die dunkle Seite besteht aus einem ebenso oberlehrer- wie gouvernantenhaften Verhalten gegenüber meinen Eingaben!

Die virtuelle Bevormundung durch die Autokorrektur-Funktion nimmt bisweilen bizarre Züge an; sie hat sicherlich jeden schon mal zur Weißglut getrieben. Ständig darum bemüht, mir vermeintliche Fehler und Verdreher vorzuhalten, fabriziert die Autokorrektur zudem herrliche Stilblüten. Hier nur ein paar Beispiele: Aus der defensiven „Doppelsechs“ im Fußball wird schon mal der „Doppeldecker“.

Meine „Laufklamotten“ mutieren zur „Aufklärung“ und mein Lieblingswort, der „Schweigefuchs“, wird in der Lesart der Autokorrektur schon mal zu „Schweinefilet“ verwurstet. Aus dem Kosewort „Hasibärli“ resultiert der „Gasunfall“, aus „Bier“ wird „Aids“, aus „Gute Nacht“ die „Gute Macht“ und der „Schlabberlook“ endet flugs im „Schlabberlätzchen“. Und erst die permanente Substantivierung von Verben!

...und aus nrwcdu schon mal der Brechdurchfall!

Aber auch beim Thema Politik verhält sich die Autokorrektur keineswegs neutral. So wird die Größenbezeichnung „Maxi“ schon mal zum „Nazi“ denunziert. Aus „SpdBerlin“ entsteht das „Sodbrennen“ und die Eingabe „nrwcdu“ kann mit „Brechdurchfall“ enden. Hier hat die Funktion vielleicht etwas übers Ziel hinausgeschossen; oder steckt hinter all den Wortvorschlägen gar irgendein unentdecktes Eigenleben der Technik?

Die Autorkorrektur-Funktion wandelt demnach auf dem schmalen Grad zwischen nützlicher Hilfe und Nerv tötender Besserwisserei. Indes, es ist fast so wie im richtigen Leben. Man muss nur hartnäckig genug sein. Das heißt: die monierten Wörter immer und immer wieder eingeben. Irgendwann fügt sich die Autokorrektur in ihr Schicksal und lässt einen gewähren. Lang lebe die Autokorrektur!

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