Freitag, 4. Januar 2013

Malheur, Marke Steinbrück


Malheur, Marke Steinbrück
Peer Steinbrück ist ins Fettnäpfchen getreten. Mal wieder

Kaum hatte sich die Debatte und die teilweise künstliche Erregung um die Nebenverdienste Peer Steinbrücks einigermaßen beruhigt, legte der SPD-Kanzlerkandidat letzte Woche in einem Zeitungsinterview erneut nach: Der deutsche Bundeskanzler verdiene gemessen an seiner Verantwortung zu wenig. Zudem bekomme jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen ein höheres Gehalt.

Ein weiteres Malheur der Marke Steinbrück: geraderaus formuliert, zugespitzt, authentisch. Ein „echter Steinbrück“ also, der erneut ums Geldverdienen kreist und in der Öffentlichkeit den fatalen Eindruck hinterlässt, ihm ginge es primär ums eigene Wohlergehen. Dabei ist das Amt des Kanzlers weniger mit Geld verbunden; vielmehr locken Macht und Prestige sowie die Chance, sich als erster Diener des Staates in die Geschichtsbücher einzuschreiben.

Bei Lichte besehen hat Steinbrück wohl Recht. Ein Regierungschef ist im Vergleich zu weit weniger verantwortungsvoll tätigen Wirtschaftsbossen kein Spitzenverdiener. Die rund 250.000 Euro, die ein Kanzler inklusive der Diäten für den Bundestag im Jahr verdient, liegen allerdings weit jenseits dessen, was sich ein Facharbeiter, ein Polizist oder eine Krankenschwester überhaupt vorstellen können.

Überdies bewegt sich die Gehaltshöhe des Bundeskanzlers verglichen mit anderen, europäischen Regierungschefs in etwa im europäischen Mittelfeld. Warum also die erneute Provokation auf dem so arg verminten Geld-Gelände? Und wenn es Steinbrück schon um Löhne und Gehälter geht, warum sorgt sich der Sozialdemokrat nicht in gleichem Maß um Geringverdiener, Hartz-IV-Aufstocker oder Arbeitslose?

Die nicht enden wollende Debatte um Rednerhonorare haben Steinbrücks Start als Kanzlerkandidat einigermaßen verhagelt. Die neuerliche Diskussion um das angeblich zu schmal bemessene Salär eines Bundeskanzlers ist eine weitere Steilvorlage für die Regierung. Und sie ist Gift für einen SPD-Wahlkampf, der - neun Monate vor der Bundestagswahl -  gegen den Eindruck ankämpfen muss, Steinbrück sei in Wahrheit ein besserwisserischer, arroganter Raffke.

Mit dem politischen Gespür des Kandidaten scheint es nicht zum Besten bestellt; denn Dinge zu äußern, die zweifellos stimmen, mag ehrenwert sein - in der Politik ist dies jedoch weder klug noch opportun. Steinbrücks Beraterstab hätte den Lapsus bemerken müssen; dass ebenjenes Zitat bei der Autorisierung des Interviews „durchgerutscht“ ist, wirft indes kein gutes Licht auf Steinbrücks Leute.

Der ursprüngliche Fahrplan zur Nominierung des SPD-Kanzlerkandidaten sah vor, den Bewerber noch vor der Niedersachsen-Wahl gegen Ende des Jahres aufs Schild zu heben. Der medial geschürte, öffentliche Druck, der die SPD zum Vorziehen der Kandidatenfrage zwang, rächt sich nun. Denn der Kandidat Steinbrück steht bis zur Wahl noch gut neun Monate lang im Rampenlicht schärfster Beobachtung.

Genug Zeit also, um erneut beherzt ins Fettnäpfchen zu treten. Denn um eines wird man sich im Fall Peer Steinbrück keine Gedanken machen müssen: dass der Kandidat, der so gern „Beinfreiheit“ für sich beansprucht, nun zum kreidefressenden Weichspüler mutiert. Man darf also abwarten, wie viele Missgeschicke der Marke Steinbrück dem Kandidaten auf dem Weg ins Kanzleramt noch widerfahren.

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